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Wie verhalte ich mich beim ausreiten wenn ein Gewitter naht? von Beate Schulze |
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"Blitz- und Donnerwetter" beim
Ausritt
Sollst Du Buchen wirklich suchen?
Jeder kennt unser heutiges Sommerwetter zur Genüge. 2 - 3 Tage warm, wärmer, schwülheiß und irgendwann entlädt sich die schwül-heiße Luft in einem Gewitter. So lange man dieses von zu Hause aus, durch das Fenster betrachten kann, oder aus dem Auto (übrigens einer der sichersten Orte, da es im Prinzip wie ein Faradayscher Käfig funktioniert) ist das ja alles ganz schön. Aber was, wenn es uns bei einem Ausritt überrascht?
Immer wieder kommen in den Pressenachrichten dann die Artikel:
"Reitergruppe vom Blitz getroffen", "Unter einer Eiche vom Blitz
erschlagen", "20 Kühe vom Blitz getötet".
Ist es Schicksal oder wären diese Unglücke zumindest z. t. vermeidbar
gewesen?
Zuerst einmal grundsätzliches zu Gewittern und Blitzen: Der Blitz ist
ein Lichtbogen, der durch eine elektrostatische Entladung zwischen
Wolken (das sind die meisten Blitze) oder zwischen Wolken und Erde
entsteht. Durch den Blitz findet ein Spannungsausgleich zwischen
negativen und positiven Ladungen statt. Für Blitze zwischen Wolke und
Erde muss der Spannungsunterschied mehrere Millionen Volt betragen. Beim
Einschlag können mehrer tausend Ampere durch den getroffenen Gegenstand
fließen und am Einschlagspunkt eine Temperatur von bis zu 30.000 Grad
Celsius entstehen.
Gewitter bilden sich meist bei schwül-heißer Luft. Meist sagt man "die
Luft steht heute wieder". In Deutschland sind Juli und August die Monate
mit der häufigsten Gewitterbildung.
Wenn ich nun beim Gewitter im freien Feld stehe und ein Blitz bei mir
oder in einem nahen Umkreis (bis zu 50 m) einschlägt, so bildet sich um
den Einschlagspunkt ein Spannungsfeld, das sich auf der Erdoberfläche
fortsetzt. Stehe ich nun hier mit 2 Beinen auf der Erde, bzw. unsere
Pferde mit 4 Beinen, so herrscht zwischen den Füßen bzw. den Beinen der
Pferde eine unterschiedliche Spannung. Durch den Spannungsunterschied
wird durch den Blitzschlag nun Strom durch unseren Körper geleitet. Je
weiter die Füße auseinander stehen um so höher der Strom .
Und was ein Stromschlag, von dieser Energieintensität zu bedeuten hat,
ist wohl jedem klar. Oft tödlich, meist schwerste Verbrennungen oder
Körperschädigungen.
Wie erkenne ich nun, ob es ein Gewitter gibt?
Wie kann ich mich schützen wenn es mich "draußen" überrascht?
Gewitterzeichen sind schnell wachsende, hoch aufgetürmte Cumulunimbus
Wolken. Stehende, drückende Luft, Windstille. Oft sieht man - bevor sich
die Cumulunimbuswolken aufblähen, Schleier oder Schäfchenwolken.
Aggressive Insekten, tief fliegende Schwalben. Wenn ich am Horizont
bereits tiefschwarze Wolken oder Wetterleuchten sehe, dann ist es nicht
mehr weit bis Blitz und Donner mich eingeholt haben.
Grundsätzlich ist unsere Wettervorhersage mittlerweile so treffsicher ,
dass man 1-2 Tage bereits mit sehr großer Wahrscheinlichkeit Gewitter
vorhersagen kann.
Am besten ist es also, den Ausritt bei Gewitterankündigungen auf einen
anderen Tag zu verlegen, um nicht in Gefahr zu geraten
Was aber tun, wenn es mich doch einmal plötzlich überrascht?
Na, wer kennt ihn nicht den Spruch: "Buchen sollst du suchen, Eichen
sollst Du weichen". Kann ich mich daran halten?
Mitnichten!
Der Blitz sucht sich meist den höchsten Punkt der Umgebung aus. D.h.
gerade Bäume, Berggipfel, Masten etc sind besonders vom Blitzschlag
betroffen. Wenn ich als Einziger - hoch zu Ross - auf ebener Feldfläche
stehe, bin ich und mein Pferd höchster Punkt, und somit besonders
gefährdet.
Sofern möglich, Gebäude, Scheunen, Unterstände aufsuchen. Scheuen Sie
sich nicht einen Bauern zu fragen ob sie irgendwo "unterkriechen"
können, es könnte ihr Leben und das ihres Pferdes retten.
Um herauszufinden, wie weit das Gewitter noch von mir entfernt ist und
wie viel Zeit mir ggf. noch bleibt einen Unterstellplatz zu erreichen,
kann man folgendes Verfahren anwenden: Man zählt die Sekunden zwischen
dem Blitz und dem danach einsetzenden Donner. Diese teilt man durch 3
und erhält dann die Kilometerzahl, die das Gewitter noch entfernt ist.
Sind keine Gebäude in der Nähe, dann Talsenken, Vertiefungen aufsuchen.
Niemals auf offenem Gelände auf Hügeln oder unter Bäumen bleiben. Nicht
in Gewässern bleiben. Auch wenn der Bach der tiefste Punkt der Senke
ist, keinesfalls dort hinein reiten, da gerade Wasser Strom besonders
gut weiterleitet. Halten Sie auch ca. 50 m Abstand zu dem Gewässer oder
zu den Bäumen
Sitzen Sie ab, gehen Sie in die Hocke und halten die Füße eng
nebeneinander. Arme um die Knie legen, Kopf einziehen. Sie sollten
keinen direkten Körperkontakt zum Pferd suchen und - soweit möglich -
nicht die direkte Nähe des Pferdes suchen..
Allerdings hundertprozentige Sicherheit gibt es "draußen" nicht. Sie
sollten also beim geringsten Gewitteranzeichen den Ausritt abbrechen und
schnellstens heimkehren oder irgendwo "Unterschlupf" suchen.
Schnellstens heimkehren heißt allerdings nicht im gestreckten Galopp,
ohne Berücksichtigung des Geländes nach Hause zu galoppieren. Hier liegt
dann die Gefahr höher, durch einen Sturz, ein Überschlagen des Pferdes,
massive Verletzungen davonzutragen. Reiten Sie zügig, aber unter
Berücksichtigung aller Unfallgefahren im Gelände, zu einem sicheren
Unterstand (Stall, Gebäude etc).
Bei Tagesritten oder mehrstündigen Ausritten sollte man sich bei der
Routenplanung auch um evtl. vorhandene "Unterkünfte" für Reiter
und Pferd kümmern, um bei Gewitter oder Sturm schnell aus der
Gefahrenzone zu kommen.
Wenn Sie all diese Punkte berücksichtigen, werden Sie
wahrscheinlich immer sicher, ohne Angstzustände (sie selbst oder ihr
Pferd), ihre Sommerausritte beenden können.
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