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Spaß an Pferd und Reiten

Das Reitpferd Anatomie und Eigenschaften
Aus dem Buch "Reit ABC" von 1899

von Richard Schoenbeck überarbeitet von Gaby Schmidtkonz

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Das Reitpferd Anatomie und Eigenschaften

Kursive Texte sind nicht original sondern eingefügt!

Kenntnis des Äußeren des Pferdes

Am Bild 1 sind die Benennung der einzelnen Partien des Pferdekörpers ersichtlich. Mit Bezug auf Dressur und Reiten teilt man den Pferdekörper ein in V, die Vorderhand M, die Mittelhand, H, die Hinterhand.

Nr. Bezeichnung
1 Die Ohren
2 die Stirn mit dem Schopf
3 die Lippen und das Maul
4 die Augen
5 das Gesicht
6 die Nase
7 die Nüstern
8 die Kinnkettengrube
9 die Ganaschen
10 die Ohrspeicheldrüse
11 das Genick
12 die Seiten des Halses
13 der Kamm mit der Mähne
14 die Kehle
15 der Widerrist
16 die Schulter
17 die Brust
18 der Ellebogen
19 der Vorarm
20 das Vorderknie  (heute Vorderfusswurzelgelenk oder Karpalgelenk)
21 das Schienbein (auch Röhrbein heute geläufiger)
22 die große Beugesehne
23 der Fessel (heute der Fesselkopf)
24 das Kötengelenk (heute das Fesselgelenk)
25 die Krone (heute der Kronrand)
26 der Huf
27 der Rücken
28 die Nierenpartie oder Lende
29 die Kruppe
30 die Rute (heute der Schweifansatz)
31 der Schweif
32 die Rippen
33 der Bauch
34 die Flanken oder Weichen
35 die Sporader
36 die Hüften
37 der Schlauch
38 das Geschröte (die Hoden) (bei der Stute fehlt der Schlauch und sitzt an der Stelle des Geschrötes oder Hodensacks das Euter mit 2 Zitzen)
39 der Oberschenkel
40 die Kniescheibe
41 der Unterschenkel
42 das Sprunggelenk
43 die Achillessehne
44 die Kastanie oder Hornwarze

Es gehören demnach zur Vorhand: Kopf, Hals, Schultern, Brust und die vorderen Extremitäten; zur Mittelhand: Rücken, Lendenpartie, Rippen, Flanken und Bauch; zur Hinterhand: Kruppe mit Schweif und hinteren Extremitäten.

Eigenschaften des Reitpferdes

Als besonders zum Reitpferd geeignet erweisen sich sowohl im Bezug auf die körperliche Form wie auf Temperament und Charakter die edlen Halbblutschläge Deutschlands, Österreich-Ungarns und Englands, welch wir vorzugsweise innerhalb unserer Landesgrenzen in Gebrauch finden. Vollblutpferde sind, weil sie oft besondere Temperaments- und Charaktereingentümlichkeiten haben, nur für bessere Reiter und besondere Zwecke geeignet.

Ein gutes und bequemes Reitpferd sei möglichst nicht mit äußeren Fehlern behaftet, von guter Fußfolge, vertrauter Gemütsart und ruhigen Temperament, jedoch nicht faul. Von besonderer Wichtigkeit ist es, dass das Pferd eine gute Dressur erhalten hat und demzufolge den Willen des Reiters nach seiner Richtung hin opponiert.

Im Bezug auf die an ein Reitpferd zu stellenden Anforderungen ist folgendes zu beachten:
Die Größe des Pferdes sei der des Reiters und dessen Schwere angemessen, das Alter am besten zwischen 6 - 12 Jahren. Die Farbe ist mehr nebensächlich. Schimmel werden später sehr weiß, leuchten daher von weitem und die ausgeworfenen Haare sind auf der Kleidung sehr sichtbar.

Bezüglich des Geschlechtes ist zu bemerken, dass Wallache im allgemeinen die angenehmsten Pferde sind. Hengste werden off in Gesellschaft anderer Pferde unbequem, Stuten manchmal in der Rossigkeitsperiode.

Mit Bezug auf den Bau:
Kopf leicht und trocken, Augen groß und munter, richtiger Ganaschenbau (d. h. nicht zu weit und nicht zu eng), langer, etwas gebogener, gut angesetzter Hals, gut markierter Widerrist bez. guter Sattellage, kräftiger, kurzer Rücken, gute Verbindung mit dem Becken (Nierenpartie), breiter und tiefer Brustkorb, lange Schulter mit schräg gelagertem Schulterblatt und richtig gestellten, nicht zu steifen Vorarm, lange, kräftige Kruppe, gut bemuskelte Schenkel, reine, kräftige Gelenke, Sehnen und Knochen, starke, aber weder steile noch weiche Fesselung.

Des ferneren soll sich das Reitpferd durch schöne Formen auszeichnen, das zur Schwere des Reiters erforderliche Fundament (Kräftigkeit und korrekte Stellung der Beine in Verbindung mit dem kräftigen Rücken) besitzen, leichte, reine und ruhige Gänge zeigen und von vorzüglicher Dressur sein.

An Charakter- und Temperamentseigenschaften sei es fromm, willig, ohne Ängstlichkeit und Scheuheit, zeige Gehlust ohne Heftigkeit, gehorche unbedingt jeder Zügelhilfe, dränge nicht nach dem Stall oder anderen Pferden, sei im Stall ebenso vertraut wie unter dem Reiter.

An äußeren Fehlern gibt es unzählige, von denen einige das Pferd nicht immer unbrauchbar zum Reitpferd machen und welche man deshalb beim Ankauf eines Spazierpferdes evt. unter Rücksichtnahme auf den Preis übersehen kann, insofern sie die Gebrauchsfähigkeit nicht behindern. Es gehören dahin z. B.: Blüten auf dem Auge, leichtes Roaren (in der Bewegung hörbares Atmen, welches auf eine Verengung des Kehlkopfes schließen lässt), Knie-, Sprunggelenks- und Flussgallen, Überbeine, wenn sie nicht an einer Sehne liegen, verletzte Linie (Hasenhacke), Piephacke, gut gebrannte Sehnen u. a. m.
Hufkranke Pferde sind vom Ankauf grundsätzlich auszuschließen. An welcher Stelle des Pferdekörpers die äußeren Fehler eines Pferdes zu suchen sind, ist aus Bild 2 ersichtlich.

Nr. Bezeichnung
1 Tränenfluss
2 Genickbeule oder Maulwurfsgeschwulst
3 Impression von Koppriemen
4 Widerristschaden durch Druck
5 Stollenbeule
6 Kniegallen
7 Raspe (ähnlich Mauke nur an Vorderfusswurzelgelenkbeuge)
8 Knieschwamm bzw. Gallen
9 Überbeine
10 dicke Sehnen oder Sehnenklapp (Anschwellung der Sehne teilweise oder in ihrem ganzen Verlaufe bis zum nächsten Gelenke)
11 Flussgallen
12 Streichnarben
13 Verdickung der Köte infolge Verbrauches
14 dicker Fessel
15 Mauke
16 Stelzfuss
17 Kronentritt
18 Schale oder Ringbein
19 Narbe vom Greifen
20 Satteldruck
21 Nabelbruch
22 Dampfrinne
23 Hodenbruch
24 Mastdarmvorfall
25 Rattenschwanz
26 Scheidengeschwulst
27 Knochenspat
28 Ochsenspat (beiniger auswuchs unterhalb des sprunggelenkes)
29 Hasenhacke (versteht man eine bogenförmige Vorwölbung bzw.
Anschwellung unterhalb der hinteren Fläche des Fersenbeines und der Sprunggelenkgegend)
30 Rehbein
31 Blutspat (Ausdehnung der innern Hautvene an den Hinterschenkeln)
32 durchgehende Sprunggelenksgalle
33 Piephacke
34 Narbe vom Halfterstrick
35 Bockhuf
36 Flachhuf
37 Ringelhuf
38 Hufstpalte
39 Hornkluft
40 Kropf
41 Knieschüssigkeit infolge von Verbrauch
42 Einschuss (dicker Fuss)

Um die Beurteilung der Leistungsfähigkeit eines Pferdes nach dem Exterieur kann als zu weitgehend hier nicht eingegangen werden. Ich möchte jedoch nicht unterlassen, anzuführen, dass das erprobte System des Ökonomierat Neuhaus eine vortreffliche Richtschnur dafür abgibt, Sind diejenigen Teile des Pferdes, welche oft haarlos sind, z. B. um die Augen, an der Schnauze, unter den Ellebogen, an den Weichteilen des Bauches, um After und Scheide usw. dicht mit Haaren besetzt, fühlen sich die Schopf-, Mähnen- und Schwanzhaare bis zu ihrer Wurzel seidenartig weich, nicht hart und borstig an, so deutet das auf Edelsein und Leistungsfähigkeit.

 

 

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