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Das Reitpferd Teil 2 von Richard Schoenbeck überarbeitet von Gaby Schmidtkonz |
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Das Reitpferd Teil 2 Kursive Texte sind nicht original sondern eingefügt! Gangarten Die Gangarten des Pferdes sind Schritt, Trab, Galopp und Carriere oder Rennlauf. Für die Praxis sind hinzuzurechnen: der Sprung, das Zurücktreten und die Seitengänge, welche ebenfalls unter den Sattel zur Ausführung gelangen. Bei der Beurteilung des Gangwertes ist in erster Linie auf die richtige Fußfolge zu achten. Der Schritt ist die langsamste Gangart, in welcher sich das Pferd am meisten bewegt, weshalb auf einen guten, räumigen, ruhigen Schritt besonders Gewicht zu legen ist. Der Schritt darf nicht holprig, übereilt oder trippelnd sein. Man hört im Schritt 4 Hufschläge, und zwar folgt den vorantretenden Vorderfuße der Hinterfuß derselben Seite. Der Trab ist diejenige Gangart, in welcher das Pferd die längsten Wegstrecken durchmessen kann, und welcher demnach von den schnellen Gangarten auch am meisten geritten wird. Die diagonalen Beine fußen zur gleichen Zeit auf, daher hört man 2 Hufschläge. Je nach seiner Geschwindigkeit unterscheidet man kurzen, mittleren und gestreckten Trab. Der Trab soll kraft- und schwungvoll, kadenziert und räumig sein. Je nach der Bewegung der Vorderbeine unterscheidet man den Trab in erhaben (Steppergang), stechend, ein nicht sehr beliebter Gang für ein Reitpferd, der vielfach bei ostpreußischen Pferden vorkommt, und schwimmend, ein fehlerhafter Gang ohne Energie und oft mit unrichtiger Fußfolge. Der Passgang ist gleichfalls ein fehlerhafter Gang, bei welchem sich, statt der diagonalen, die beiden Beine derselben Seite vorwärts bewegen und gleichzeitig auffußen. Der Galopp, die für den Reiter bequeme Gangart, besteht in dem vorgreifen der beiden Extremitäten derselben Seite, wobei jedoch die diagonalen Beine tragen, stützen und zugleich auffußen. Er wird Rechtsgalopp genannt, wenn die rechten Beine, und Linksgalopp, wenn die linken Beine vorgreifen. Man Hört beim Galopp 3 Hufschläge. Den Galopp in seiner möglichsten Verstärkung nennt man Carriere oder Renngalopp. Die Schnelligkeit des Pferdes beruht dabei in dem weiteren oder geringeren Vorgreifen der Hinterbeine, liegt demnach in der Schwungskraft der Hinterhand, während die Vorderbeine nur dazu dienen, die Last den Körpers, des Reiters und des Schwunges zu stützen. In diesem Sinne läuft das Pferd eigentlich nur mit der Hinterhand. Den Sprung bezeichnet man, je nachdem die Propulsivkraft mehr nach vorwärts oder nach oben gerichtet ist, als Weit- oder Hochsprung, also der Sprung über den Graben oder ein erhöhtes Hindernis. Das Rückwärtstreten ist andressiert und ein Dressurmittel, um das Pferd auf die Hinterhand zu setzen; es findet in der Praxis nur selten Anwendung. Die Seitengänge, bei denen sich das Pferd auf 2 Hufschlägen, d. h. mit schräger Längsachse vorwärts bewegt, sind künstliche Gänge, welche ebenfalls der Dressur zur Biegsammachung des Pferdes dienen. Sie nützen nur, wenn sie fachgemäß, d. h. mit untergetretenem und gebogenem inneren Hinterfuß ausgeführt werden. Da der Anfänger das nicht zur Ausführung bringen kann, so thut er besser, Seitengänge nicht zu reiten. Dressur und Gleichgewicht Der Zweck der Dressur ist es, das Pferd durch harmonische Ausbildung seines ganzen Knochen- und Muskelapparates gängig, willig und gehorsam zu machen uns seine natürliche Kraft und Gewandtheit auch unter dem Reiter zu entwickeln. Der Methoden dazu gibt es verschiedene, welche ein geschickter Reitmeister je nach dem Gebäude und dem Temperament des Pferdes zur Anwendung bringt. Man kann diese Methoden in solche mit und solche ohne Zwang einteilen, und zwar in Bezug auf die Hilfsmittel, welche dabei zur Anwendung gelangen. Die Partien des Pferdekörpers, auf welche hauptsächlich bei der Dressur zu wirken ist, sind die Verbindung des Kopfes mit dem Halse (Ganaschen und Genick), der Hals, der Rücken, die Rippen und die Hanke, letztere die federnden Gelenke der Hinterhand von den Hüften abwärts bis zum Sprunggelenk. Zeigt sich in allen diesen Teilen keine widerwillige Steifung der Muskeln, folgt das Pferd willig jeder Aufforderung des Reiters, so ist es im Gehorsam. Zur Erreichung diese Zweckes ist das Pferd ins Gleichgewicht zu setzen, von welchem man das natürliche, das mittlere und das künstliche unterscheidet. Der Schwerpunkt des rohen
Pferdes liegt in der Ruhe zwischen den Schultern, - das natürliche
Gleichgewicht - weil die Vorhand mit dem Kopf und dem nach vorwärts
geneigten Halse stärker belastet ist, als die Hinterhand, welche nichts zu
tragen hat. Zu diesem auf der Vorhand ruhenden Gewicht würde noch die Last
des Reiters hinzugefügt werden. Es ist die Aufgabe der Dressur, den zwischen
den Schultern liegenden Schwerpunkt weiter nach hinten, vorerst unter die
Senkrechte des Reiters beim Campagne-Pferd, zwischen die Hüften beim
Schulpferd zu verlegen.
Unbedingte Beizäumung, wenn möglich bis zur senkrecht stehenden Stirn, ist das erste Erfordernis, demnächst Aufrichtung des Halses aus der Beizäumung heraus, bis sich das Maul etwa in Hüfthöhe befindet. Zu bemerken ist dabei, dass nicht jede Halsbildung das Erreichen einer solchen Stellung gestattet. Die Vorderbeine stehen senkrecht zum Boden, die Hinterbeine so, dass eine senkrechte Linie von der äußeren Spitze des Sitzbeines an der Achillessehne entlang den Boden erreicht. Nur besonders vorteilhaft gebaute Pferde werden diese Stellung einnehmen können, - im übrigen soll man das Pferd nicht in einen Stellung zwingen wollen, welches es infolge ungünstigen Körperbaues nicht einnehmen kann. Es wäre dadurch gerade das Gegenteil von dem erreicht werden, was man beabsichtigt, - es würden besonders wichtige Muskelpartien, welche bei dem Gange mitzuarbeiten haben, insbesondere die des Rückens, lahm gelegt werden. Diese unerlässliche Mitwirkung (Aufwölbung) der Rückenmuskulatur zur Erzielung eines kräftigen schwunghaften Ganges erzeugt die sog. Rückengänger, während Pferde, welche nur mit den Schenkeln arbeiten, trockene, harte und wenig räumige Bewegungen haben, Schenkelgänger genannt werden. Bei alledem soll ein gut
gerittenes Pferd so leicht am Zügel stehen, dass man etwa nur 1/2 bis 1
Pfund Gewicht in der Hand fühlt. Fühlt man gar nichts, so kriecht das Pferd
hinter den Zügel, wobei es sich überzäumt. Man nennt das: das Pferd im
Defekt (siehe Bild)
Dieses Überzäumen entsteht meist durch eine falsche Biegung des Halses. Der Anzug des Zügels, welcher durch die Halswirbel, die Wirbelsäule bis in die Sprunggelenke wirken soll, bleibt dort im Genick stecken und wird dadurch wirkungslos. Bei einem von Natur schlecht gestellten Halse, wie ihn z. B. der Hirschhals darstellt, verhält sich die Sache ähnlich, d. h. der Zügelanzug bleibt ebenfalls im Genick stecken. Der Zügelanzug wirkt nicht auf den Unterkiefer, sondern auf die Lefzenwinkel, das Pferd geht mit der Nase heraus und steht im Excess (siehe Bild).
Es ist demnach Sache des Reiters, in ersterem Falle das Pferd hoch zu führen, es aufzurichten, damit es das Genick annimmt und an dasselbe herantritt, im letzterem das Pferd tief zu führen, um die Nase herab zubekommen. Beide Arten von Halsstellung sind für Anfänger nicht geeignet. Ich schließe damit diese nur dürftige Schilderung über die Art und Weise der Dressur des Pferdes, weil sie nicht im Rahmen dieses Buches liegt und in vielen guten Reithandbüchern sehr ausführlich wiedergegeben ist. Ich konnte sie andererseits aber auch nicht ganz übergehen, weil es notwendig ist, dass der angehende Reiter ein Bild davon bekommt, was die Dressur bezweckt und von welchen Gesichtspunkten aus man ein etwa zu wählendes Pferd in Bezug auf seine Dressur zu betrachten hat. Wer ein echter Reiter werden will, - und die Pflicht dazu haben ja wohl alle Anfänger - muss auch eine Idee von der Dressur haben und ein paar Monate Schulung mit sich und demnächst auch mit seinem Pferde vornehmen. Es ist nicht damit getan, sich auf dem Sattel gut zu behaupten und in den verschiedenen Gangarten dahin zu kommen, wohin man will. Man muss sich so erziehen, dass die Zügelhand ihre Funktionen ganz selbstständig ausübt, ohne dass der Kopf zuerst zu denken und die Hand mit den Gefühls- und Bewegungsnerven zu instruieren braucht. Hat man sich dahin gebracht, dass die Hand rein selbstständig von sich selbst aus arbeitet, so verrichtet sie dies Geschäft bei jedem Pferde unablässig und fast mechanisch, bei Tage wie bei Nacht, bei halbstündigen wie bei zwanzigstündigem Reiten, - mag es nun mit dem Genick in die Höhe schlagen und im herunterfahren die Zügel verlängern wollen, oder mag es in gleicher Absicht den Kopf gegen die Erde bohren oder seitwärts nach den Rücken schlagen, - immer ist die Hand, ohne dass der Reiter daran denkt, blitzschnell bereit, derartige Ungezogenheiten im Keime zu ersticken. Das Tier ist dann nicht mehr, wie man es leider so oft sieht, der schikanöse Herr unserer Hand, sondern die Hand absoluter Herr über sein Maul, seinen Hals; sie hängt nicht mehr von den Launen dieser beiden Faktoren ab, sie können den Reiter nicht mehr momentan einflusslos machen, wie z. B. während des kürzernehmens der Zügel usw.; das bringt die Hand nur bei richtiger Kopf- und Halshaltung zu Stande, und nur unter solchen Voraussetzungen wird man ein williges und bequemes Reitpferd haben. - Auf welche Weise die Hand das bewirkt, ist aus dem Abschnitt "Das Reiten" zu ersehen.
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