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Spaß an Pferd und Reiten

Das Reitzeug: Die Zäumung
Aus dem Buch "Reit ABC" von 1899

von Richard Schoenbeck überarbeitet von Gaby Schmidtkonz

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Das Reitzeug

Die Zäumung

Unter Reitzeug versteht man die Ausrüstung des Pferdes für den Reitdienst. Es besteht aus der Zäumung und dem Sattel nebst Unterlage. Die Zäumung, deren richtige, dem Gebäude und dem Maul des Pferdes angemessene Wahl und Verpassung von wesentlichen Einfluss auf das Benehmen des Tieres unter dem Reiter ist, besteht aus der Trense oder der Kandare, letzteres stets in Verbindung einer Trense, Unterlegetrense genannt. Die Reittrense besteht aus einem zweigliedrigen Mundstück, an dessen Ende sich je ein Ring zum Einschallen des Kopfzeuges und der Zügel befindet.

Sind an den Ringen noch stählerne Querbalken vorhanden, so heißt das Mundstück Knebeltrense. Man reitet am besten auf einer starken, einfachen Trense mit 4 Zügeln, oder auf einer doppelten Trense, von denen die eine ein dünneres Mundstück hat, eine Unterlegtrense, wie sie auch bei der Kandare geführt wird. Die Wirkung der Trense auf das Pferdemaul ist eine direkte, unvermittelte, deshalb leichte, während die Kandare ein einarmiges Hebelinstrument darstellt, welches unter Umständen sehr scharf und schmerzhaft wirken kann und eine beizäumende Wirkung hat. Das Kandarengebiss bestehet aus dem Mundstück und den beiden Stangen, deren größere oder geringere Länge unterhalb des Mundstücks eine schärfere oder mildere Zäumung darstellt. Auch das Mundstück selbst wirkt darauf ein. Je dünner dasselbe ist, um so schärfer, - je stärker, um so milder wirkt es.

Die erstere Wirkung wird weiter verstärkt durch den auf dem Mundstück befindlichen Bogen (Galgen), dessen inneren leeren Raum man Zungenfreiheit nennt. Am zweckmäßigsten, weil meist für alle Pferde und in die Hand der meisten Reiter passend, ist ein aus Stahlrohr, der Form des inneren Maules des Pferdes angepasstes Mundstück (V = Mundstück) mit einer geringen Ausbuchtung für die Zunge. Die Stangen sind entweder gerade oder in S-Form. Letztere wählt man für Pferde, welche gerne die Stange einseitig festbeißen (greifen). An der Spitze der Stangen befindet sich ein Ring, Stuhlloch oder Auge genannt, in welchen das Lederzeug der Kandare geschnallt wird, und welcher außerdem je einen Haken zum einhängen der Kinnkette führt. Die Kinnkette, welche man breit und evtl. auch noch mit Gummi oder Leder gefüttert anwendet, damit sie nicht einschneidet, dient zur Feststellung oder Fixierung der Stangen. An den unteren Enden der Stangen, den Unterbäumen, sind die Zügelringe angebracht. Das an der Kandare befindliche Lederzeug (Hauptgestell) (Bild) besteht aus dem Genickstück b, dem Stirnriemen e, dem beiden Kandarenbackenstücken c, dem beiden Unterlegetresenbackenstücken d, dem Kehlriemen f, dem Nasenriemen g, dem Kandarenzügel h und dem dem Tresenzügel i.
 

Das Kandarenmundstück muss so breit sein, dass es zu jeder Seite des Maules um 1/2 cm herausragt. Die Lage der Kandare im Maul ist genau gegenüber der tiefsten Stelle der Kinnkettengrube, bei Hengsten und Wallachen, die einen Hakenzahn besitzen, etwa einen Daumen breit über demselben. Die Kinnkette, richtig eingedreht und so eingehängt, dass das Tresenmundstück von derselben mit umschlossen wird, soll von Auge zu Auge so lang sein, dass man bei paralleler Stellung der Stangen mit der Maulspalte drei Finger bequem hindurchstecken kann. Eine bessere Marke dafür gibt jedoch der angezogene Zügel nach der Richtung der Reiterfaust eine Handbreit über dem Sattel. Danach soll die Kandare mit der Maulspalte einen Winkel von 30 - 35 Grad (Bild a) und zum Zügel (Bild b) einen solchen von 90 Grad bilden, denn nur so kann die Kandare richtig auf den Unterkiefer einwirken, das Pferd richtige Anlehnung nehmen. Werden tiefe Winkel, infolge zu lang eingelegter Kinnkette, größer, so fällt die Kandare durch, der Zügelwinkel wird stumpf, die Wirkung geht gegen die Lefzenwinkel, und die Hebelmaschine bildet nur eine Bremse, an welcher das Pferd keine richtige Zügelanlehnung mehr nehmen kann.
 

Ist infolge zu kurz eingelegter Kinnkette der Zügelwinkel (b) kleiner, so strotzt die Kandare und wird in ihrer zu unvermittelten Wirkung auf das Maul schmerzhaft. Ist der Oberbaum der Kandare höher als die Laden des Pferdes, - gewöhnlich beträgt diese Höhe 1 3/4 Zoll - so steigt die Kinnkette aus der Grube auf die Knochengräten und drückt dort. - Der Kehlriemen ist locker einzuschnallen, damit er nicht kneift und die Atmung behindert. Der Nasenriemen, falls ein solcher überhaupt geführt wird, soll so angezogen werden, dass man auf der Nase des geschlossenem Maul bequem drei Finger durchstecken kann.

Im allgemeinen wird man gut tun, eine leichte Zäumung zu wählen, d. H. möglichst schmerzlos zu zäumen. Scharfe Zäumung, evtl. dazu noch unruhige, feste Hand und unsicherer Sitz bewirken eine intensive Schmerzerzeugung im Maul des Pferdes, welche zu Ungunsten des Reiters von demselben verwertet wird. Eine leichte Zäumung stellt das oben beschriebene V-Gebiss dar, an dem sich die Stangen befinden, bei welchen das Verhältnis des Oberbaumes zum Unterbaum wie 2 : 3, höchstens 1 : 2 ist.

Pferden, welche sich überzäumen und hinter die Zügel kriechen, zäumt man hoch, gibt man kurze Stangen mit etwas länger eingelegter Kinnkette und führt sie hoch.
Pferde, welche mit der Nase herausgehen, müssen tief geführt und wenig tiefer gezäumt werden bzw. mit längern Stangen.

Der Pelham, ein gebrochenes Mundstück mit Kandarenstangen, an denen sich ´große Ringe zur Aufnahme der Trensenzügel befinden, ist eine wenig empfehlenswerte, weil inkorrekt wirkende Zäumung.
Die allgemeine Wirkung der Kandarenzäumung mit der Kinnkette ist für ungeübte Reiter keine günstige, weil sie mehrfache Mängel aufweißt, besonders oft schmerz erzeugend, daher falsch wirkt, wo es nicht beabsichtigt wird. Für solche Reiter, bzw. für sensible Pferdemäuler empfehle ich die Schvenbeck-Kandare, welche auch bei unsichrer Führung relativ schmerzfrei wirkt. Sie unterscheidet sich von der anderen Kandare in der Hauptsache dadurch, dass sie statt der Kinnkette einen gefütterten Lederriemen führt, und dass sich der Ring zum Einschnallen des Hauptgestells nicht am oberen Ende der Stangen (des Oberbaums), sondern auf der Zapfenfläche des Gebisses befindet. Die Unterlegetrense ist zweimal gebrochen. Erhältlich ist diese Kandare bei dem Hoflieferanten Ed. Schulze in Potsdam, Schloßstr. 3.

 

Die Hilfszügel

Von den vielen existierenden Hilfszügeln kann ich höchstens den Martingal zum Gebrauch empfehlen, und auch nur für Pferde, welche sich ohne denselben schwer heranstellen lassen. Er besteht aus einem an den Sattelgurt unter dem Pferdebauch eingeschnallten Riemen, welcher sich in Brusthöhe spaltet, und an dessen Enden sich je ein elfenbeinerner Ring (heute metallener) befindet, durch welche der Trensenzügel gezogen wird. Der Martingal ist so lang zu schnallen,  dass der Trensenzügel (welcher besondere Vorstecker (Martingalschieber) hat, damit die Ringe des Martingals nicht bis zur Trensenschnalle rutschen, und sich evtl. dort festhaken können) nicht viel aus der Horizontalen nach unten gezogen wird,
 

 

 

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