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Spaß an Pferd und Reiten

Durchlässigkeit

Man versteht darunter, dass das Pferd auf kleinste, kaum sichtbare Hilfen reagiert. Die Hilfen "durchlässt ", also annimmt und die Lektionen zufrieden, ohne Widerstand in Losgelassenheit - also lockerer- nicht verspannter Muskulatur ausführt.
Hier wird beschrieben wie man diese hohe Kunst erreichen kann.

Von Beate Schulze

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Inhalt

Wie es nicht sein soll Es mit Durchlässigkeit besser machen Kennzeichen eines nicht durchlässigen Pferde
Förderung der Durchlässigkeit Übungen zur Erzielung von Durchlässigkeit  

Wie es nicht sein soll

Jeder von uns kennt Bilder in denen man Reiter sieht, die mit hackendem Schenkel - als ob sie ihren Schenkel und Absatz als Fleischklopfer missbrauchen - ihrem Pferd beständig in die Rippen bolzen, um es vorwärts zu bekommen. Oder andere, die um abzuwenden - wie auf einem Fahrrad - innen rückwärts am Zügel ziehen und mit der äußeren Hand übertrieben nachgeben. Oder beständig - ja fast schon im Takt- mit der Gerte ihr Pferd vorwärts treiben.
Wieder andere versenken ihren Sporn - wie sagt man so schön dazu - immer wieder in dieselben Löcher- damit ihr Pferd zum Antraben kommt. Genauso aber soll Reiten nicht ausschauen!!

Probieren Sie doch folgendes aus:
Nehmen Sie ihre Fäuste und puffen Sie sich diese im Takt in die Rippen. Oder bohren Sie mit Ihren Fingerknöcheln beständig in ihren Rippen. Ist das angenehm? Würde Sie das dazu verleiten Runde um Runde um eine Arena oder ein Sportfeld zu laufen? Gewiss nicht!
Warum aber muten manche Ihrem Pferd dann so etwas zu?

Es mit Durchlässigkeit besser machen

Das Zauberwort heißt: Durchlässigkeit

Man versteht dabei, dass das Pferd auf kleinste, kaum sichtbare Hilfen reagiert. Die Hilfen "durchlässt ", also annimmt und die Lektionen zufrieden, ohne Widerstand in Losgelassenheit - also lockerer- nicht verspannter Muskulatur ausführt.

Wie bekomme ich nun ein durchlässiges Pferd?
Was kennzeichnet ein durchlässiges Pferd aus?

Ein durchlässiges Pferd befindet sich im Gleichgewicht. Es geht weich am Zügel und reagiert auf feine, fast nicht sichtbare Hilfen. Außerdem  ist es seinem Reiter gegenüber aufmerksam , lässt Paraden durch und hat Freude an der Arbeit!
Bitte vergessen Sie nicht, dass mit einem Lebewesen zusammen arbeiten. Auch dieses Lebewesen hat "schlechte" Tage. Verlangen Sie an diesen Tagen weniger und beenden Sie die Arbeit immer mit etwas das Reiter und Pferd zufrieden aus der Bahn gehen lässt. Damit erhalten Sie ihrem Pferd die Freude an der Arbeit. Auch wenn die letzte Lektion nur ruhiges Stehen bleiben oder gelassenes Schreiten am langen Zügel im Schritt ist.

Kennzeichen eines nicht durchlässigen Pferdes

Was kennzeichnet ein Pferd das nicht durchlässig ist

  • Genick versteifen oder verstellen
  • Nicht stehen bleiben
  • Durch die Paraden "durchlaufen"
  • Unterhals
  • Weg gedrückter Rücken
  • Reagiert nicht auf Schenkel
  • Legt sich aufs Gebiss
  • Bleibt hinter dem Gebiss (rollt sich ein)
  • Wendet nicht ab

Um zu einem durchlässigen Pferd zu kommen , brauche ich zuerst ein losgelassenes Pferd. Ein verspanntes Pferd kann nicht auf feine Hilfen reagieren!

Sitz- und Einwirkungsfehler

Dieses (gestellte) Bild zeigt ein nicht durchlässiges Pferd. Mit deutlichem Unterhals, weg gedrückten Rücken, verspannter Kruppe.
Lektionen oder Paraden werden hier sicher keinen Anklang finden!
Machen Sie sich mal die Mühe und zählen Sie auf wieviele Sitz- und Einwirkungsfehler unser Reiter hier demonstriert!

Eingezogenes Genick

Hier sieht man ein Pferd, das das "Genick einzieht". Man erkennt deutlich den Wulst in der Ganasche. Das Pferd drückt mit dem Hals Richtung Widerrist und macht sich damit im Genick, Hals und Rücken fest

Pferd wehrt sich gegen Zügel

Hier ein Pferd, das sich gegen den Zügel wehrt. Auch hier eine "Wulst" in der Ganasche. Das Pferd spannt den Hals an und drückt mit dem Unterhals nach oben weg. Deutlich kann man auch den Zug des Pferdes am Zügel erkennen um sich frei zu machen. Auch hier bewirkt dieses Wegdrücken eine Verspannung im Rücken , so dass dieser nicht mehr losgelassen schwingen kann und Hilfen  nicht mehr richtig angenommen werden.

Förderung der Durchlässigkeit

Auf dem Zirkel reiten, nach vorwärts abwärts, sorgfältig auf Stellung achten. Mit langer, aufgewölbter Oberlinie durchs Genick reiten.

Durch ein leichtes Strecken des Oberkörpers nach oben (Stellen Sie sich vor jemand zieht Sie an ihren Haaren hoch), ein Vorschieben der Hüfte (als wäre der Sattel zu weit hinten und Sie müssten ihn mit dem Gesäß vorschieben) und ein leichtes Andrücken der Waden bewegen Sie ihr Pferd zum Antraben. Die Hand bleibt stehen  oder gibt 1-3 cm nach. Der Zügel wurde dabei vor dem Antraben nachgefasst.

Sollte ihr Pferd daraufhin nicht reagieren, da es bisher immer mit einem "Fleischklopferschenkel" geritten wurde, geben Sie diese Hilfe nochmals und unterstützen Sie diese mit einem Antippen der Gerte direkt hinter dem Schenkel. Lassen Sie das Pferd einige Tritte traben, parieren Sie durch zum Schritt und geben sie die feine Hilfe nochmals. Fast jedes Pferd nimmt nach 1-9 x wiederholen diese korrekten, feinen Hilfen an.
Sie werden auch alsbald merken, dass ihr Pferd sich Ihnen gegenüber viel aufmerksamer verhält, mit je leichteren Hilfen Sie reiten.

Reiten in der Gruppe

Durch Reiten in der Gruppe, Aufgabenreiten in Abteilung wird die Durchlässigkeit des Pferdes weiter gefördert.

Übungen zur Erzielung von Durchlässigkeit

1. Reiten Sie viele Übergänge:

  • Trab -Schritt
  • Galopp-Trab
  • später- wenn die Durchlässigkeit verbessert ist:
  • Trab - Halten
  • Galopp-Schritt

 

Hilfen zum Antraben:

  • Zügel nachfassen (je nach Pferd 3cm bis zu 2 Handbreit)
  • Oberkörper strecken (Strecken als würde Sie jemand an den Haaren nach oben ziehen)
  • Hüfte nach vorne schieben , als wollten Sie über den Sattel nach vorne hinaussitzen (Nicht aufs Steißbein setzen .. siehe Reitsitz)
  • Beine lang am Pferdekörper in treibender Position am Gurt (Vorderer Teil des Stiefels schließt in der Regel mit hinterem Teil des Gurtes ab)
  • Bein kann bis zu einige (5cm) zurückgenommen werden - dann kurzen Druck mit der Wade am Pferdekörper. Dabei Absatz nicht hochziehen!
  • Mit der Hand 1-3 cm nachgeben, um den Hinterbeinen ein Durchschieben nach vorne zu ermöglichen

 

Galopp

Pferd im schwungvollen Galopp. Galopp ist eine Gangart im Dreitakt.

Hilfen zum Durchparieren

  • Zügel nachfassen ( ja nach Pferd 1cm bis zu einer Hand breit)
  • Hand stehen lassen - Verbindung zum Pferdemaul halten ohne zu ziehen!
  • Oberkörper strecken
  • Beine strecken (aus der Hüfte, Tendenz Knie durchdrücken, aber Wade nicht vom Pferd nehmen) Stellen Sie sich vor ihr Sattel wäre mit Schmierseife eingerieben und ihre Beine rutschen deshalb einfach nach unten.
  • Gesäß "sinkt" in den Sattel ein. Also beim Strecken des Beines nicht in den Bügel stellen.
  • Ihr Pferd muss dann beim Trab - Schritt Übergang zuerst hinten unter den Schwerpunkt setzen. Es wird dabei hinten niedriger, und dann ohne zu stoppen. (Sie dürfen bei einem Übergang nie das Gefühl haben Sie kippen dabei nach vorne, denn dann haben Sie eine "Vierradebremse" gezogen und ihr Pferd hat - mit massiver Belastung der Gelenke - gestoppt)
  • Mit einem großen Schritt in den Schritt zurückfallen und gleich fleißig im Schritt weiter treten.

 

Parade vom Trab zum Schritt

Hier eine gelungene Parade zum Schritt. Das Pferd lässt sich fallen und tritt mit dem Hinterfuß beim ersten Schritt gleich energisch nach vorne.

Korrekte Parade zum Schritt aus dem Trab. Unterfußendes Hinterbein. Aufgerichteter Oberkörper und gesenkte Kruppe. Keine Handeinwirkung. Das Pferd dehnt sich vertrauensvoll and die Hand.

2. Reiten Sie Wendungen

Wie wende ich mein Pferd?

Bitte nicht wie ein Fahrradfahrer... innen rückwärts mit der Hand und außen vorwärts. Stellen sie sich vor Sie bauen außen um Ihr Pferd einen Zaun auf und an diesem reiten Sie entlang.
Oder Sie nehmen eine Schachtel zwischen ihre Hände und schieben sie nach rechts oder links. Wenn Sie die Schachtel nach links schieben, drücken sie mit der rechten Hand gegen die Schachtel und schieben Sie nach links. So ähnlich müssen Sie sich auch das Wenden auf dem Pferd vorstellen.

Also.... NICHT am linken Zügel ziehen um nach links zu kommen sondern

Linkswendung

  • Linken Zügel nachfassen
  • Rechter Zügel steht an (darf nie durchhängen), kann aber bis zu 3 cm mit der Hand nach hinten genommen werden. Leicht Richtung Widerrist die Hand verschieben (nicht über den Widerrist!)
  • Rechter Schenkel wird aus der Hüfte (nicht aus Knie) zurückgenommen
  • Rechter Schenkel drückt gegen Bauch vom Pferd
  • Linker Schenkel bleibt am Gurt liegen, treibt weiter und ermöglicht damit vorwärts reiten und Biegung nach links, da das Pferd sich um den inneren Schenkel biegt
  • Durch das Zurücknehmen des rechten Schenkels aus der Hüfte, sitzen Sie auf dem linken Gesäßknochen, d.h. ihr Gewicht lastet mehr auf der linken Seite
  • Mit dem linken Zügel geben sie - jeweils immer nur für eine halbe Sekunde die Richtung vor, indem Sie ihn durch Eindrehen der Hand verkürzen, nach der halben Sekunde gibt der innere, linke Zügel wieder nach um dem linken Hinterbein das Unterfußen unter dem Schwerpunkt zu ermöglichen
  • Durch den Druck des rechten , zurück genommenen Schenkels und der Belastung des linken Gesäßknochens wendet ihr Pferd nach links ab.

Wirkung des Zügels auf das Hinterbein

Der linke Zügel wirkt auf das linke und der Rechte Zügel auf das rechte Hinterbein im angenommenen Zustand begrenzend. D.h. je mehr ich den Zügel angenommen habe, um so weniger kann das Hinterbein nach vorne unter den Schwerpunkt treten. Ich muss also gerade in Wendungen, wo das innere Hinterbein deutlich unter den Schwerpunkt fußen muss mit der inneren Hand auch deutlich nachgeben

Verwahrender Schenkel, so wie ich ihn in allen Wendungen brauche

Das äußere Bein wird 1-2 Handbreit aus der Hüfte zurückgenommen. Dadurch sitze ich auf dem inneren Gesäßknochen. Durch den Druck des inneren Gesäßknochens neben der Wirbelsäule des Pferdes biegt sich dieses. Der innere Schenkel schiebt das Pferd dabei treibend nach außen und der zurückgenommene Äußere verhindert ein Wegdriften des Pferdes und der Hinterhand nach außen. So kann ich mein Pferd auf gebogenen Linien halten. Hinzu kommt noch der begrenzende äußere Zügel.
Stellen Sie sich vor Sie halten einen Karton zwischen Ihren Händen. Wenn Sie damit nach links wollen, schieben Sie ihn mit der rechten Hand nach links. Genauso funktioniert das beim Pferd mit den Beinen.

3. Schenkelweichen

Um unserem Pferd die Wirkung des rechten und linken Schenkels mit feinen Hilfen nahe zu bringen eignet sich auch das Schenkelweichen.

Beim Schenkelweichen wird dem Pferd keine Biegung aber dafür Stellung abverlangt. Das Pferd tritt vorwärts - seitwärts. Das Vorwärts muss überwiegen. Wenn ich die Lektion am Hufschlag reite, hat das Pferd ca. 45 Grad Abstellung von der Bande.

Schenkelweichen links:

 

Hilfengebung:

Linken Zügel nachfassen, Rechter Zügel bleibt angenommen und hat Verbindung zum Pferdemaul. Das rechte Bein wird zurückgenommen - und zwar aus der Hüfte. Deshalb sitzt man vermehrt auf dem linken Gesäßknochen. Dieser und das linke- am Gurt liegende, treibende Bein- verursachen das seitwärts. Der Äußere Schenkel und der äußere Zügel verhindert , dass das Pferd über die 45 Grad hinausläuft.

Wie bei allen Hilfen haben Sie sicherlich jetzt gemerkt dass immer 3 Arten Hilfen beteiligt sind wobei es 6 Parts gibt:

3 Hilfen:

  • Zügelhilfe
  • Schenkelhilfe
  • Kreuzhilfe

Parts:

  • rechterZügel
  • linker Zügel
  • rechter Schenkel
  • linker Schenkel
  • rechter Gesäßknochen
  • linker Gesäßknochen

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