Jeder von uns kennt Bilder in denen man Reiter sieht, die mit hackendem
Schenkel - als ob sie ihren Schenkel und Absatz als Fleischklopfer
missbrauchen - ihrem Pferd beständig in die Rippen bolzen, um es vorwärts zu
bekommen. Oder andere, die um abzuwenden - wie auf einem Fahrrad - innen
rückwärts am Zügel ziehen und mit der äußeren Hand übertrieben nachgeben.
Oder beständig - ja fast schon im Takt- mit der Gerte ihr Pferd vorwärts
treiben.
Wieder andere versenken ihren Sporn - wie sagt man so schön dazu - immer
wieder in dieselben Löcher- damit ihr Pferd zum Antraben kommt. Genauso aber
soll Reiten nicht ausschauen!!
Probieren Sie doch folgendes aus:
Nehmen Sie ihre Fäuste und puffen Sie sich diese im Takt in die Rippen. Oder
bohren Sie mit Ihren Fingerknöcheln beständig in ihren Rippen. Ist das
angenehm? Würde Sie das dazu verleiten Runde um Runde um eine Arena oder ein
Sportfeld zu laufen? Gewiss nicht!
Warum aber muten manche Ihrem Pferd dann so etwas zu?
Es mit Durchlässigkeit besser machen
Das Zauberwort heißt: Durchlässigkeit
Man versteht dabei, dass das Pferd auf kleinste, kaum sichtbare Hilfen
reagiert. Die Hilfen "durchlässt ", also annimmt und die Lektionen
zufrieden, ohne Widerstand in Losgelassenheit - also lockerer- nicht
verspannter Muskulatur ausführt.
Wie bekomme ich nun ein durchlässiges Pferd?
Was kennzeichnet ein durchlässiges Pferd aus?
Ein durchlässiges Pferd befindet sich im Gleichgewicht. Es geht weich am
Zügel und reagiert auf feine, fast nicht sichtbare Hilfen. Außerdem
ist es seinem Reiter gegenüber aufmerksam , lässt Paraden durch und hat
Freude an der Arbeit!
Bitte vergessen Sie nicht, dass mit einem Lebewesen zusammen arbeiten. Auch
dieses Lebewesen hat "schlechte" Tage. Verlangen Sie an diesen Tagen weniger
und beenden Sie die Arbeit immer mit etwas das Reiter und Pferd
zufrieden aus der Bahn gehen lässt. Damit erhalten Sie ihrem Pferd die
Freude an der Arbeit. Auch wenn die letzte Lektion nur ruhiges Stehen
bleiben oder gelassenes Schreiten am langen Zügel im Schritt ist.
Kennzeichen eines nicht durchlässigen
Pferdes
Was kennzeichnet ein Pferd das nicht durchlässig ist
- Genick versteifen oder verstellen
- Nicht stehen bleiben
- Durch die Paraden "durchlaufen"
- Unterhals
- Weg gedrückter Rücken
- Reagiert nicht auf Schenkel
- Legt sich aufs Gebiss
- Bleibt hinter dem Gebiss (rollt sich ein)
- Wendet nicht ab
|
Um zu einem durchlässigen Pferd zu kommen , brauche ich zuerst ein
losgelassenes Pferd. Ein verspanntes Pferd kann nicht auf feine Hilfen
reagieren!
Sitz- und Einwirkungsfehler Dieses (gestellte) Bild zeigt ein nicht durchlässiges
Pferd. Mit deutlichem Unterhals, weg gedrückten Rücken, verspannter
Kruppe.
Lektionen oder Paraden werden hier sicher keinen Anklang finden!
Machen Sie sich mal die Mühe und zählen Sie auf wieviele Sitz- und
Einwirkungsfehler unser Reiter hier demonstriert! |
|
Eingezogenes Genick
Hier sieht man ein Pferd, das das "Genick
einzieht". Man erkennt deutlich den Wulst in der Ganasche. Das Pferd
drückt mit dem Hals Richtung Widerrist und macht sich damit im Genick,
Hals und Rücken fest |
|
Pferd wehrt sich gegen Zügel
Hier ein Pferd, das sich gegen den Zügel
wehrt. Auch hier eine "Wulst" in der Ganasche. Das Pferd spannt den Hals
an und drückt mit dem Unterhals nach oben weg. Deutlich kann man auch
den Zug des Pferdes am Zügel erkennen um sich frei zu machen. Auch hier
bewirkt dieses Wegdrücken eine Verspannung im Rücken , so dass dieser
nicht mehr losgelassen schwingen kann und Hilfen nicht mehr richtig
angenommen werden. |
|
Förderung der Durchlässigkeit
Auf dem Zirkel reiten, nach vorwärts abwärts, sorgfältig auf Stellung
achten. Mit langer, aufgewölbter Oberlinie durchs Genick reiten.
Durch ein leichtes Strecken des Oberkörpers nach oben (Stellen Sie sich
vor jemand zieht Sie an ihren Haaren hoch), ein Vorschieben der Hüfte (als
wäre der Sattel zu weit hinten und Sie müssten ihn mit dem Gesäß
vorschieben) und ein leichtes Andrücken der Waden bewegen Sie ihr Pferd zum
Antraben. Die Hand bleibt stehen oder gibt 1-3 cm nach. Der Zügel
wurde dabei vor dem Antraben nachgefasst.
Sollte ihr Pferd daraufhin nicht reagieren, da es bisher immer mit einem
"Fleischklopferschenkel" geritten wurde, geben Sie diese Hilfe nochmals und
unterstützen Sie diese mit einem Antippen der Gerte direkt hinter dem
Schenkel. Lassen Sie das Pferd einige Tritte traben, parieren Sie durch zum
Schritt und geben sie die feine Hilfe nochmals. Fast jedes Pferd nimmt nach
1-9 x wiederholen diese korrekten, feinen Hilfen an.
Sie werden auch alsbald merken, dass ihr Pferd sich Ihnen gegenüber viel
aufmerksamer verhält, mit je leichteren Hilfen Sie reiten.
Reiten in der Gruppe |
|
Durch Reiten in der Gruppe, Aufgabenreiten in Abteilung wird die
Durchlässigkeit des Pferdes weiter gefördert. |
|
Übungen zur Erzielung von Durchlässigkeit
1. Reiten Sie viele Übergänge:
- Trab -Schritt
- Galopp-Trab
- später- wenn die Durchlässigkeit verbessert ist:
- Trab - Halten
- Galopp-Schritt
|
Hilfen zum Antraben:
- Zügel nachfassen (je nach Pferd 3cm bis zu 2 Handbreit)
- Oberkörper strecken (Strecken als würde Sie jemand an den Haaren
nach oben ziehen)
- Hüfte nach vorne schieben , als wollten Sie über den Sattel nach
vorne hinaussitzen (Nicht aufs Steißbein setzen ..
siehe Reitsitz)
- Beine lang am Pferdekörper in treibender Position am Gurt
(Vorderer Teil des Stiefels schließt in der Regel mit hinterem Teil
des Gurtes ab)
- Bein kann bis zu einige (5cm) zurückgenommen werden - dann kurzen
Druck mit der Wade am Pferdekörper. Dabei Absatz nicht hochziehen!
- Mit der Hand 1-3 cm nachgeben, um den Hinterbeinen ein
Durchschieben nach vorne zu ermöglichen
|
Galopp Pferd im
schwungvollen Galopp. Galopp ist eine Gangart im Dreitakt. |
|
Hilfen zum Durchparieren
- Zügel nachfassen ( ja nach Pferd 1cm bis zu einer Hand breit)
- Hand stehen lassen - Verbindung zum Pferdemaul halten ohne zu
ziehen!
- Oberkörper strecken
- Beine strecken (aus der Hüfte, Tendenz Knie durchdrücken, aber
Wade nicht vom Pferd nehmen) Stellen Sie sich vor ihr Sattel wäre mit
Schmierseife eingerieben und ihre Beine rutschen deshalb einfach nach
unten.
- Gesäß "sinkt" in den Sattel ein. Also beim Strecken des Beines
nicht in den Bügel stellen.
- Ihr Pferd muss dann beim Trab - Schritt Übergang zuerst hinten
unter den Schwerpunkt setzen. Es wird dabei hinten niedriger, und dann
ohne zu stoppen. (Sie dürfen bei einem Übergang nie das Gefühl haben
Sie kippen dabei nach vorne, denn dann haben Sie eine "Vierradebremse"
gezogen und ihr Pferd hat - mit massiver Belastung der Gelenke -
gestoppt)
- Mit einem großen Schritt in den Schritt zurückfallen und gleich
fleißig im Schritt weiter treten.
|
Parade vom Trab zum Schritt
Hier eine gelungene Parade zum Schritt. Das
Pferd lässt sich fallen und tritt mit dem Hinterfuß beim ersten Schritt
gleich energisch nach vorne. |
|
Korrekte Parade zum Schritt aus dem Trab. Unterfußendes
Hinterbein. Aufgerichteter Oberkörper und gesenkte Kruppe. Keine
Handeinwirkung. Das Pferd dehnt sich vertrauensvoll and die Hand. |
|
2. Reiten Sie Wendungen
Wie wende ich mein Pferd?
Bitte nicht wie ein Fahrradfahrer... innen rückwärts mit der Hand und
außen vorwärts. Stellen sie sich vor Sie bauen außen um Ihr Pferd einen Zaun
auf und an diesem reiten Sie entlang.
Oder Sie nehmen eine Schachtel zwischen ihre Hände und schieben sie nach
rechts oder links. Wenn Sie die Schachtel nach links schieben, drücken sie
mit der rechten Hand gegen die Schachtel und schieben Sie nach links. So
ähnlich müssen Sie sich auch das Wenden auf dem Pferd vorstellen.
Also.... NICHT am linken Zügel ziehen um nach links zu kommen sondern
Linkswendung
- Linken Zügel nachfassen
- Rechter Zügel steht an (darf nie durchhängen), kann aber
bis zu 3 cm mit der Hand nach hinten genommen werden. Leicht
Richtung Widerrist die Hand verschieben (nicht über den Widerrist!)
- Rechter Schenkel
wird aus der Hüfte (nicht aus Knie) zurückgenommen
- Rechter Schenkel drückt gegen Bauch vom Pferd
- Linker Schenkel bleibt am Gurt liegen, treibt weiter und
ermöglicht damit vorwärts reiten und Biegung nach links, da das Pferd
sich um den inneren Schenkel biegt
- Durch das Zurücknehmen des rechten Schenkels aus der Hüfte, sitzen
Sie auf dem linken Gesäßknochen, d.h. ihr Gewicht lastet mehr auf der
linken Seite
- Mit dem linken Zügel geben sie - jeweils immer nur für eine
halbe Sekunde die Richtung vor, indem Sie ihn durch Eindrehen der
Hand verkürzen, nach der halben Sekunde gibt der innere, linke Zügel
wieder nach um dem linken Hinterbein das Unterfußen unter dem
Schwerpunkt zu ermöglichen
- Durch den Druck des rechten , zurück genommenen Schenkels
und der Belastung des linken Gesäßknochens wendet ihr Pferd nach links
ab.
|
Wirkung des Zügels auf das Hinterbein
Der linke Zügel wirkt auf das linke und der Rechte Zügel auf das rechte
Hinterbein im angenommenen Zustand begrenzend. D.h. je mehr ich den Zügel
angenommen habe, um so weniger kann das Hinterbein nach vorne unter den
Schwerpunkt treten
3. Schenkelweichen
Um unserem Pferd die Wirkung des rechten und linken Schenkels mit feinen
Hilfen nahe zu bringen eignet sich auch das Schenkelweichen.
Beim Schenkelweichen wird dem Pferd keine Biegung aber dafür Stellung
abverlangt. Das Pferd tritt vorwärts - seitwärts. Das Vorwärts muss
überwiegen. Wenn ich die Lektion am Hufschlag reite, hat das Pferd ca. 45
Grad Abstellung von der Bande.
Schenkelweichen links:
Hilfengebung:
Linken Zügel nachfassen, Rechter Zügel bleibt angenommen und hat
Verbindung zum Pferdemaul. Das rechte Bein wird zurückgenommen - und zwar
aus der Hüfte. Deshalb sitzt man vermehrt auf dem linken Gesäßknochen.
Dieser und das linke- am Gurt liegende, treibende Bein- verursachen das
seitwärts. Der Äußere Schenkel und der äußere Zügel verhindert , dass das
Pferd über die 45 Grad hinausläuft.
Wie bei allen Hilfen haben Sie sicherlich jetzt gemerkt dass immer 3
Arten Hilfen beteiligt sind wobei es 6 Parts gibt:
3 Hilfen:
- Zügelhilfe
- Schenkelhilfe
- Kreuzhilfe
Parts:
- rechterZügel
- linker Zügel
- rechter Schenkel
- linker Schenkel
- rechter Gesäßknochen
- linker Gesäßknochen
|
|