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Rückenprobleme beim Pferd von Beate Schulze |
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Rückenprobleme beim PferdGenauso, wie auch wir Menschen, können Pferde unter Rückenproblemen leiden. Wer schon einmal einen eingequetschten Nerv hatte, wen schon einmal der „Ischias„ geplagt hatte oder wer gar schon einen Bandscheibenvorfall hatte, der weiß was für extreme Schmerzen Rückenschmerzen sind. Nun stellen sich unsere Pferde nicht hin, halten sich die Wirbelsäule und sagen „Aua, mein Kreuz tut mir weh“. Nein, sie bleiben nicht einmal stehen (wenn das der Fall ist ,sind die Schmerzen bereits unerträglich!), sondern laufen weiter mit ihrem Reiter in der Bahn oder ins Gelände. Nur das „wie gelaufen wird“ verändert sich. Doch auch hier beginnen die Symptome meist ganz schleichend und viele Reiter können sie nicht richtig einordnen. Solche Symptome können sein:
Alle diese Symptome einzeln oder auch mehrere zusammen können auf Rückenschmerzen hindeuten. Es muss aber kein Rückenproblem vorliegen.
Oft entstehen entsprechende Symptome auch durch einen falschen Sitz oder eine falsche Einwirkung des Reiters. Auch dies bitte berücksichtigen und abchecken. Lassen Sie einen routinierten Reiter, einen Trainer ihren Sitz, ihre Einwirkung begutachten um sicher zu gehen, dass die Kreuzschmerzen ihres Pferdes nicht durch eine falsche Reitweise verursacht sind. Können Sie dies endgültig ausschließen ,kann vermutet werden, dass beim Pferd „etwas im Argen liegt“. Wenn diese Symptome über einen Zeitraum von mehr als 1-2 Wochen der Fall ist, oder sich die Symptome gar verschlechtern, unbedingt den Rücken von einen Tierarzt ansehen lassen. Manchmal können die Beschwerden allerdings auch aus den Beinen kommen. Diese Ursachen / Zusammenhänge werden noch in einem späteren Bericht behandelt. Auch das Zubehör wie Sattel, Satteldecke, Zaumzeug kontrollieren lassen um weitergehende Schädigungen zu vermeiden. Sattel, Satteldecke und Zaumzeug sollte ihr Sattler kontrollieren. Er erkennt meist sehr schnell ob der Sattel Druckpunkte hat, zu eng ist oder nicht mehr richtig aufliegt (siehe auch Bericht „Nicht passende Sättel“). Ist auch hier alles in Ordnung, steht zu vermuten, dass muskuläre, Sehnen- oder Knochenschädigungen vorliegen. Wichtig ist nun die Ursache für das Rückenproblem zu finden: Sie können
konsultieren. Zuerst wird dieser den Bewegungsablauf kontrollieren, Schiefstände z.B. des Beckens betrachten / ausschließen, die Wirbelsäule abtasten. Beim Abtasten z.B. lokalisiert ein Zittern an der Haut bei Berührung, die schmerzenden Stellen. Röntgen oder Kontrastaufnahmen der Dornfortsätze zur Erkennung von „Kissing Spines“(„aneinander reibende“ Dornfortsätze) kann allerdings nur der Tierarzt machen. Im Kreuzbeinbereich und an den Wirbelkörpern direkt, findet dann auch die Röntgenaufnahme ihre Grenze, da die Dicke der Wirbelkörper mit gesundheitsverträglichen Röntgenstrahlen nicht mehr durchleuchtet werden kann. Die Therapie richtet sich nach den Beschwerden. Z.B: Bei massiven Entzündungen z.B. bei Kissing Spines, werden normalerweise entzündungshemmende Medikamente verabreicht, um zuerst die Entzündung und die Schmerzen zu bekämpfen (wie es auch Orthopäden in der Humanmedizin tun). Nach oder auch parallel zum Abklingen der Entzündung können z.B. physiotherapeutische Maßnahmen, Akupunktur, Homöopathische Unterstützungen / Behandlungen, Massagen etc. erfolgen. Mit den Bewegungstherapien an der Longe oder unter dem Reiter beginnt man nach Abklingen der Entzündung. Auch hier muss jeweils das Vorgehen auf den Einzelfall abgestimmt werden. Besprechen Sie mit Ihrem Tierarzt / Heilpraktiker etc das Vorgehen in der Bewegungstherapie. Was allen „Rückenproblemlern“ notwendigerweise zu Gute kommt, ist ein Longieren oder Reiten „vorwärts - abwärts“ mit auf gewölbtem Rücken. Es ist dabei egal, ob es sich um Muskel oder Wirbelsäulenprobleme handelt. Eine korrekt auftrainierte Rückenmuskulatur durch die Dehnungshaltung im Vorwärts - abwärts, lockert, kräftigt, baut auf und macht die Muskulatur geschmeidig.
Durch eine korrekt aufgebaute Muskulatur erhält wiederum die Wirbelsäule eine Stütze. Sie sehen, die Grundprinzipien der Behandlung sind mit denen der Humanmedizin vergleichbar:
Ich möchte Ihnen hier ein Beispiel zeigen, wie man ein schwer an Kissing Spines leidendes Pferd wieder zu freier Bewegung und Lebensfreude verholfen hat. Vor einigen Jahren kam ein 8 jähriger Fuchswallach mit seiner Besitzerin wegen Unterricht zu mir. Das Pferd hatte eine schwere Kolik OP hinter sich und war danach nur etwas im Gelände geritten worden. Deshalb ginge er wohl auch etwas verspannt, meinte die Besitzerin. Nach der ersten Lösungsphase ging der „Fuchs“ immer noch mit fast waagrecht nach vorne gerecktem Kopf, deutlichem Unterhals, kurzen, hektischen Tritten gerade mal 10 m geradeaus um dann in irgendwelche Richtungen abzubiegen. Nachdem auch nach einigen Wochen ein Vorwärts - abwärts Longieren und Reiten zu keiner weiteren deutlichen Besserung (immerhin ging er da dann schon rundum um die Bahn geradeaus, und hielt den Kopf bereits in einer leichten vorwärts - abwärts Dehnungshaltung) führte, empfahl ich den Tierarzt zu kontaktieren. Dieser stellte schwere Entzündungen an den Dornfortsätzen durch Kissing Spines fest. Er schlug vor, zuerst die Entzündung zu bekämpfen, parallel und danach Akupunktur und nach Abklingen der Schmerzen gezieltes Muskelaufbautraining. Während der Schmerzphase leichte Bewegung wie es das Pferd vertrage. So und nun begann ein langer Weg des Muskelum- und Aufbaus. Bedenken sie bitte, ein Muskelumbau dauert in der Regel mind. 10-12 Monate. Heute läuft das Pferd ohne jegliche Medikamente und seit 1 Jahr ohne Akupunktur. Es geht rund, beginnt wieder schwungvolle Gangarten zu entwickeln, ist ruhig und gelassen geworden. Arbeiten mit „Rückenproblemlern“Bei der Arbeit mit Rückenproblempferden muss behutsam und mit großer Geduld vorgegangen werden. Auch wenn die Schmerzen durch Entzündungshemmer und Schmerzmittel unter Kontrolle sind, so ist im Kopf des Pferdes immer noch verankert: Bei den Bewegungen und bei den Bewegungen hatte ich schmerzen und es entzieht sich oder geht in Schonhaltung. D. h. ich muss das Pferd Schritt für Schritt wieder dahin führen, Vertrauen zur Bewegung zu bekommen, so dass es die „richtige“ Muskulatur aufbaut. Am Anfang wird man Longieren. Da es am sinnvollsten ist, dem Pferd erst einmal ohne zusätzliches Reitergewicht wieder zu ungezwungener Bewegung zu verhelfen. Mit Reitergewicht können sehr schnell wieder Entziehungsreaktionen, Schonhaltungen oder gar wieder Schmerzen auftauchen. Wichtig ist dass der Longierdurchmesser so groß wie möglich – am besten 20 m - betragen sollte, damit das Pferd nicht auf engen Wendungen gehen muss und sich dadurch wieder verspannt. Das Pferd muss während der ganzen Longierzeit tief eingestellt sein. Dies erreiche ich durch Hilfszügel wie Wiener Zügel, Gogue, Halsverlängerer, Chambon. Ausbinder können ggf. zu einem Problem werden, wenn das Pferd bei der Bewegung Schmerzen bekommt oder fürchtet, wieder Schmerzen zu bekommen. Es könnte sich in den Ausbinder „fest hängen„ und sich dabei ernsthaft verletzen, da dieser nicht wie die anderen Hilfszügel sehr flexibel reagieren. Zuerst beginnen wir im Schritt (siehe Kapitel Longieren). Im Trab achten wir weiterhin auf großen Durchmesser des Zirkels und lassen das Pferd erst einmal „sein„ Tempo gehen. D.h. wir treiben es nicht übermäßig nach vorne, sondern nehmen erst einmal den Trab an den es anbietet. Das kann durchaus erst mal ein „Zockeltrab“ sein. Aber da das Pferd, wenn es sein Tempo erst einmal selbst einteilen kann, keine Schmerzen und auch kein Verunsicherung hat, wird es bald wieder Vertrauen zu einer "schmerzfreien“ Bewegung bekommen. Bewegt sch nun unser Pferd über diverse Tage locker, rund und entspannt (das kann mehrere Wochen dauern), dann beginne ich das Tempo langsam zu einem normalen Arbeitstrab zu erhöhen. Dabei immer mit dem Blick darauf haben, ob sich Schmerzen einstellen, das Pferd versucht sich herauszuhebeln, den Rücken wegzurücken oder andere Negativsymptome zeigt. Sollte das der Fall sein, kehre ich zu einer ruhigeren Gangart / Tempo zurück.
Wichtig ist: Das Pferd muss locker und mit rundem, auf gewölbtem Rücken gehen und sich im Hals fallen lassen.
Ist dies nicht der Fall, evtl. den Hilfszügel wechseln oder das Gangmaß erneut zurückschrauben. Manche Pferde lockern sich besser im Galopp. Sollte also im Trab keine Besserung sichtbar sein, durchaus über Galopp versuchen an das Pferd heranzukommen, damit es aufwölbt. Wichtig: Immer genau beobachten, wie das Pferd auf die einzelnen Schritte reagiert. Grundsätzlich würde ich erst mit dem Reiten wieder beginnen, wenn das Pferd im Trab oder / und Galopp locker und rund an der Longe geht. Trotzdem muss ich die Therapie immer auf das einzelne Pferd abstimmen. Es gibt auch Pferde die mit Longieren schlechter zu therapieren sind als durch reiten. Dem muss ich natürlich auch Rechnung tragen und dann über ein tief (Nase des Pferdes mindestens auf Höhe des Buggelenks oder tiefer) eingestelltes Reiten das Pferd veranlassen die Rückenmuskulatur aufzuwölben und den Hals fallen zu lassen. Läuft das Pferd über längere Zeit schmerzfrei und rund, beginne ich mit der Cavalettiarbeit. Auch hier immer die individuellen Bedürfnisse des Pferdes berücksichtigen. Bitte vorher ausschließen, dass die Rückenprobleme von Fehlstellungen, Entzündungen oder Deformierungen der Beine kommen. Hier kann Cavalettiarbeit dann kontraproduktiv wirken. Zuerst auch hier „klein„ anfangen, d.h. das Cavaletti am Boden legen. Max. über 3 Stangen treten lassen. Innerhalb der nächsten Wochen und natürlich immer vorausgesetzt das Pferd bleibt bei der Arbeit locker, rund und entspannt kann die Zahl der Cavaletti vergrößert und die Höhe der Cavaletti variiert werden (Siehe Artikel Longieren). Im Normalfall müssen Sie sich auf mindestens 1 Jahr Arbeit am Pferd einstellen. Oft werden 1,5 bis 2 Jahre daraus. In dieser Zeit geht es nur „vorwärts - abwärts“ rund über den Rücken und zum Ende des Jahres (wenn das Pferd so weit ist) zu der neuerlichen Schwungentwicklung. Verboten:
Ich darf dem Pferd nicht erlauben sich einfach „oben“ hinzustellen. Sollte es ich beim reiten dermaßen nach oben entziehen muss ich ggf. auch während des Reitens mit Hilfszügeln arbeiten. Lasse ich ein entziehen, wegdrücken zu, baue ich genau die Muskulatur auf, die ich auf keinen Fall haben will. Nämlich die, die den Rücken nach unten drückt und den Unterhals fördert. Ein Pferd das so über längeren Zeitraum geritten wird, wird weiterhin massive Rückenprobleme haben und sofern es sie noch nicht hatte diese in absehbarer Zeit bekommen. Halte ich diese Zeit konsequent durch und reite mein Pferd in die Tiefe, wir man nach ca. 6 Monaten erste deutliche Besserungen erkennen. Auch hier immer den Einzelfall betrachten und auch dazwischen immer wieder den Tierarzt zu Rate ziehen. Manchmal kann es leider auch vorkommen, dass die Schädigungen so stark sind, dass auch mit konsequenter medizinischer Therapie und ebenso konsequenten „Tiefreiten“ kein Erfolg eintritt. In den meisten Fällen kann ich dem Pferd aber wieder zu einem „normalen“ Leben verhelfen (wie auch bei den Wirbelsäulengeschädigten Menschen konsequente Krankengymnastik und Muskelaufbau zu drastischer Besserung und manchmal sogar zu völliger Schmerzfreiheit führen kann). Je nach Befund und „Befinden“ des Pferdes können bestimmte Übungen ggf. nicht mehr ausgeführt werden. Das kann z.B. sein:
Aber auch hier muss immer der Einzelfall betrachtet werden. Wenn sie es dann geschafft haben, dass ihr Pferd nicht mehr verspannt, mit weg gedrücktem Rücken oder auf 3 Hufschlägen läuft, glücklich sein, ihr Pferd nicht gleich aufgegeben zu haben. |
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