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Spaß an Pferd und Reiten

Wozu und warum Dressur?

Hier werden die Gründe beschrieben warum Dressurreiten so wichtig ist und was dadurch erreicht wird.
Außerdem erhalten Sie einen ersten Einblick in die Grundprinzipien des Dressur Reitens.

Von Beate Schulze

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Inhalt

Anlass Anatomie und Folgerungen Ablauf einer Dressurstunde Fazit
Wendungen Der Reitsitz Grundlagenarbeit Probleme bei der Losgelassenheit lösen
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Anlass zur Dressur

Wir Menschen sind ungelenk und steif, wenn wir uns wenig bewegen.
Mit Sport wie Gymnastik, Stretching und Geräteturnen werden wir geschmeidig und ausdauernd.

Wie sieht das bei Pferden aus?

Zusätzlich zu ihrem hohen Eigengewicht von immerhin 500-700 kg müssen unsere Pferde noch das Gewicht des Sattels und des Reiters tragen, was bei etwas korpulenteren Reitern durchaus bis zu 100 zusätzliche Kilos ausmachen kann. Damit die Pferde diese Zusatzbelastung auf die Dauer ohne Schaden überstehen können, brauchen sie eine gut trainierte Bauch- , Rücken- und Halsmuskulatur, sowie ein gut funktionierendes elastisches Nackenband.
Dies erreichen wir auch beim Pferd mit Gymnastik, Stretching und "Geräteturnen", womit die  Arbeit mit Cavalettis gemeint ist.

Noch nicht überzeugt? Dann betrachten Sie folgende Beispiele:

Suchen Sie sich einen freien Platz in Ihrem Zimmer. Versuchen Sie nun in den Spagat zu gehen.
Wie? Sie schaffen das nicht?

Na ja dann versuchen Sie halt mal das:

Packen Sie einen Rucksack, den Sie mit 35 kg Steinen beladen, schultern Sie ihn und marschieren Sie zwei Stunden fröhlich  bergauf und bergab über Stock und Stein.
Sicher werfen Sie schon nach wenigen Minuten den Rucksack fluchend zur Seite.

Aber von den Pferden verlangen viele Reiter ohne entsprechendes vorbereitendes Training solche körperlichen Strapazen. Nur durch Training kann aber die dafür notwendige Muskulatur aufgebaut und dehnungsfähig gemacht werden, um solche Belastungen problemlos zu überstehen.
Eigentlich ist es logisch, dass für den Spagat die Muskeln ausreichend dehnbar sein müssen. Diese Fähigkeit erreicht man aber nur durch lange gymnastische Übungen.
Wenn man dagegen über längere Strecken große Lasten tragen will, muss man zuvor kontinuierlich Ausdauer und Muskeln trainieren. Auch beim Pferd ist das nicht anders.

Spezielle Anatomie des Pferdes und Folgerungen daraus für die Dressur

Betrachten wir doch unser Pferd einmal:

Wir Reiter möchten natürlich, dass unser Pferd uns ohne Schaden zu nehmen tragen kann, und auch selbst Freude dabei hat, wenn es mit uns auf seinem Rücken unterwegs ist.
So möchte der Freizeitreiter, dass sein Pferd auch mal einen 3-5 Stunden Ausritt durchhält.
Auf der anderen Seite möchte der Springreiter einen Parcours oder auch einfach einmal höhere Hindernisse überwinden. Der Dressurreiter möchte wiederum, dass sein Pferd sich erhaben,  kadenziert und geschmeidig in allen Lektionen präsentiert. Schließlich der Westernreiter möchte vielleicht mal an einem "Cutting" Wettbewerb teilnehmen.
Jeder hat andere Ziele oder Intentionen. Der Weg dahin und, dass unser Pferd diesen Weg unbeschadet übersteht, liegt in einer ordentlichen Dressurarbeit. Wir können es auch Gymnastizierung nennen, denn nichts anderes ist Dressur.
Das Pferdes soll mit lockerer positiv angespannter Muskulatur, aufgewölbtem, geschmeidig mitschwingendem Rücken und tätigem, also nach vorne unter Schwerpunkt durch schwingenden Hinterbein gearbeitet werden, damit sich Bauchmuskulatur, Rückenmuskulatur dehnen und aufbauen können. Denn Rücken und (!) Bauchmuskulatur müssen die Wirbelsäule stabil halten. Die eigentliche Tragkraft, auch für das Reitergewicht, übernimmt dann das Nackenband. Das natürlich immer in Verbindung mit Muskulatur im Hals, Rücken und Bauch.
Es ist mittlerweile erwiesen, dass wir unserem Pferd die Gesundheit am besten erhalten können, wenn wir dafür sorgen, dass es mit runder Oberlinie und schwingender Muskulatur geritten wird. Mit der runden Oberlinie meine ich, dass der Rücken sich aufwölbt, da die Hinterbeine zum Schwerpunkt fußen. Der Hals wölbt sich, wobei das Genick  auf das Gebiss nach unten drückt , da auch der Rücken aufgewölbt ist.
Eine lockere, gedehnte und gut aufgebaute Muskulatur kann einfach geschmeidig reagieren.
Man stelle sich im positiven Fall den optimal gedehnten Muskel wie ein Gummiband vor, das sich geschmeidig dehnt und zusammenzieht. Ein verkürzter und weder gedehnter noch trainierter Muskel verhält sich dagegen wie ein Strick der gespannt ist, nicht nachgibt und bei starkem Zug feine Risse bekommt und im schlimmsten Fall sogar reißt.
Um also unserem Pferd ein lockeres Mitschwingen in der Muskulatur zu ermöglichen, müssen wir es trainieren.
 

Die drei Säulen des Trainings sind dabei:

  • Muskeldehnung (Stretching)

  • Muskelaufbau

  • Geschmeidigkeit der Bänder und Sehnen

Ablauf einer typischen Dressurstunde

Der Schritt am Anfang

Man beginnt die Dressurstunde mit mindestens 15 Minuten Schrittreiten.
Dabei wird durch stetigen Handwechsel und die damit verbundene Rechtsbiegung und Linksbiegung und Stellung (Biegung im Körper, dabei Stellung nur im Genick) einmal die Muskulatur jeweils auf der rechten und linken Seite gedehnt und wieder zusammengezogen. Das dehnt sie, baut sie durch den Wechsel von Dehnen und Zusammenziehen aber auch auf.

Lösungsphase - Das Pferd wird gelockert und gelöst

Dasselbe passiert in der Phase des Leichttrabens. Durch das Vorwärtsreiten im Trab werden durch die weiter ausholenden Bewegungen die Dehnung und der Aufbau der Muskulatur noch mehr gefördert.
Beachten Sie dabei, dass Sie Ihr Pferd genügend vorwärts reiten. Dies hat man schon vor Jahrhunderten richtig erkannt und so wurde ein bis heute gültiger Satz geprägt:
"Richte Dein Pferd gerade und reite es vorwärts!"
Außerdem ist es wichtig, dass das Pferd immer "über den Rücken geht" und in der Lösungsphase mit Hals und Nase erst einmal vorwärts / abwärts geht. Dabei müssen Sie spüren wie das Pferd Sie im Rücken mit hochhebt!
Ist die Muskulatur dann locker und gelöst bietet sich folgendes Bild:

  • Locker nach vorne Richtung Schwerpunkt durch schwingendes Hinterbein

  • Pendelnder Schweif

  • Aufgewölbter Rücken

  • Deutliche Rechts- / Linksbewegung der Kruppenteile, wobei sich die rechte Kruppenhälfte und dann die linke Hälfte senkt

  • Aufgewölbter Hals, wobei sich der Oberhalsmuskel vom Genick bis zum Widerrist deutlich am oberen Teil des Halses hervorhebt

Die Arbeitsphase

In der Arbeitsphase können Sie dann mit dem Aufbau der Muskulatur und dem "Stretchingprogramm" fort fahren.
Dazu gehören dann u.a.:

  • Trab, Halten, Rückwärtsrichten und daraus wieder Antraben

  • Galopp/Trab oder Galopp/Schrittübergänge

  • Traben /Galoppieren über Cavaletti

Natürlich hängt der Umfang und die Art der Übungen gerade in der Arbeitsphase vom Trainingsstand von Pferd und Reiter sehr stark ab. Je nach Rittigkeit und Durchlässigkeit und dem bisher erworbenen Muskelaufbau und Muskulaturdehnung sind mehr oder weniger anspruchsvolle Übungen möglich. Später werden wir auf diese Themen detaillierter eingehen. Hier sollte zuerst einmal nur auf die Grundprinzipien verwiesen werden.

Folgerungen und Fazit

Wer diese Übungen mit seinem Pferd mindestens 3 mal pro Woche macht, wird bald bemerken wie sich die Muskeln seines Pferdes aufbauen und dehnen. Ihr Pferd und damit auch sie als Reiter werden dann bald immer schwierigere und anspruchvollere Übungen absolvieren können. So werden Sie sicher auch den einen oder anderen bewundernden oder gar neidischen Blick Ihrer Reiterkollegen ernten.
Wichtiger als diese Blicke ist aber, dass sie Ihr Pferd lange gesund erhalten und ihm so als dankbaren und willigen Kameraden ein gutes beschwerdearmes Leben gönnen.
Gleichzeitig werden auch Sie selbst immer mehr Freude am Reiten gewinnen und falls sie auf Turniere gehen werden sich auch da bald Erfolge einstellen.

:-) Aber wie so oft heißt es: "Ohne Trainingsfleiß kein Preis!"

Nach anstrengender Dressurarbeit: lockere Muskulatur und zufriedene Gesichter bei Pferd und Reiter. So soll am Ende einer Reitstunde die Verfassung bei Mensch und Tier sein.

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